Einmal jährlich versuche ich, mir ein paar stille Tage in den Bergen einzurichten. Es hat sich eingebürgert, dass das im Januar stattfindet, was natürlich ideal ist, um das neue Jahr im Hören auf Gott zu beginnen. 2021 war anders. Im Januar hatte ich so was von genug punkto social distancing und Homeoffice, dass ich null Lust verspürte, mich in die selbstgewählte Isolation zu verziehen. Anfangs Mai hat es mich nun doch gepackt. Der Zeitpunkt hat sich als ideal erwiesen. Mit den gebuchten Impfterminen fühlt sich das Leben nämlich an, als ob ein Neustart nach diesem merkwürdigen Pandemie-Jahr anstehen würde.
Die aussergewöhnlichen Umstände haben die Welt und auch mein ganz persönliches kleines Leben durcheinandergewirbelt. Das “Zurück in den Alltag” wird nicht nur ein Zurück in das Gewohnte sein, sondern sowohl die Welt als auch ich selber sind anders geworden. Ich habe die Auszeit genutzt, verschiedene Lebensbereiche zu durchleuchten. Die Frage, was ich gelernt habe, leitete mich dabei. Neben allem Schwierigen, das uns die Pandemie zumutet, birgt sie auch die Chance, Altes abzulegen und nicht wieder aufzunehmen. Was also habe ich entdeckt und gelernt? Was zählt wirklich in meinem Leben und was nicht? Was hat die Zeit mit meinem Glauben gemacht? Und wie hat sich meine Gottesbeziehung entwickelt? Was habe ich über mich selbst gelernt? Was ist Glück? Wie stehe ich zu Geld und anderen Sicherheiten?
Die Auslegeordnung hat Verschiedenes ans Licht gebracht. Es gab freudige Entdeckungen, die mich mit Frieden und Dankbarkeit erfüllen. Es gab aber auch Schmerzhaftes, mit dem ich ringen und das ich mir eingestehen musste. Gott ist in beidem drin. Aus diesem Material entsteht in den Umwälzungen das Neue, auf das wir uns zubewegen.
Ich habe dabei bemerkt, dass die äusseren Bedingungen, denen wir uns alle anzupassen hatten, sich mit den ganz privaten Prozessen verwoben und diese akzentuiert haben. Zwei Beispiele: Unser Sohn hat in diesem Coronajahr geheiratet, unsere Tochter hat ihr Studium abgeschlossen und die erste offizielle Stelle als Berufsfrau angetreten. Für uns als Eltern bedeutete das Freude und gleichzeitig “Loslassen für Fortgeschrittene”. Insbesondere die strengen Distanz- Massnahmen im Frühjahr 2020 haben meinem Herzen zugesetzt, aber auch nachgeholfen, in meinem Muttersein ein neues Kapitel aufzuschlagen. Auch auf einer ganz anderen Ebene haben die staatlich verordneten Massnahmen Wirkung gezeigt. Ich war sehr erstaunt bis schockiert, welche Reaktionen die Pandemie und ihre Bekämpfung in der christlichen Community hervorgerufen haben. Gepaart mit den Vorgängen rund um die US-Wahlen und der Rolle, welche Evangelikale dabei spielten, kamen auf akzentuierte Art Fragen bezüglich meines persönlichen Glaubens in mir hoch. Paradigmen kamen ins Wanken und das Ringen um die wahre Essenz meiner Gottesbeziehung hat sich verschärft.
Ich will die Chance nutzen, um nach diesen Umwälzungen freier, echter und mit noch mehr Gottvertrauen zu leben. Um ein gutes Ende im Leben zu nehmen, ist es essentiell, dass wir Lernende bleiben, und am besten lernt es sich vom Leben selbst.
Sabine Fürbringer
Learning Community zum Blog “Zwischenhalt”
Bei WE WORK unterstützen wir uns als berufstätige Mütter gegenseitig, um fokussiert durch diese anspruchsvolle Lebensphase gehen zu können. Wir verstehen unsere Berufung und das Wachsen da hinein als einen ganzheitlichen Prozess, der alle unsere Lebensbereiche umfasst. Gewisse Learnings machen wir bei einer beruflichen Weiterbildung, andere mitten in der Nacht am Kinderbett. Dafür braucht es Gleichgesinnte, die mit einem diesen Weg gehen und Vorgängerinnen, von denen man lernen kann. Deshalb treffen wir uns online um als Gleichgesinnte voneinander zu lernen, und uns zu ermutigen, an den Themen oder Menschen, die Gott uns neben unserer Familie anvertraut hat, dran zu bleiben.
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Montag, 31. Mai 2021 von 20:15 – 21:45 Uhr (online)
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Sabine und Debi