Statistiken sind trockene Materie – ganz oft überfliege ich als Grafiken aufbereitete Zahlen ganz oberflächlich, weil ich mehr der sprachliche Typ bin. Aber die simple Statistik, die neulich punkto Frauen im Kriseneinsatz die Runde machte, hat mich emotional getroffen: 72.9% der Angestellten im Lebensmittelbereich des Detailhandels sind Frauen, in den Spitälern stellen Frauen 76% des Personals. Die Zahlen stammen aus dem deutschen Handelsblatt, der Blick auf die Daten des Bundesamtes für Statistik in der Schweiz ergeben ein ähnliches Bild.  Diejenigen Bereiche, die in der Coronakrise als systemrelevant gelten und in denen der direkte Kontakt mit Menschen noch stattfindet, sind fest in weiblicher Hand. Wobei zu sagen ist, dass es vor allem die ausführenden Hände sind. 

Berührt hat mich zweierlei. Zum einen spürte ich eine leise Wut, was ich als ein Anzeichen dafür werte, dass hier eine Ungerechtigkeit verborgen ist. Beim genauen Hinsehen wird deutlich, dass es natürlich die klassischen Frauenberufe sind, in denen die Löhne gedrückt werden und die für gewöhnlich wenig gesellschaftliche Wertschätzung erfahren. Unbeachtet leisten Frauen ständig diesen gesellschaftstragenden Beitrag, harte Arbeit, die wir selbstverständlich hinnehmen und ohne die nichts mehr gehen würde. Aber noch stärker war der Eindruck von Dankbarkeit und Respekt vor dieser vornehmen Berufung, die hier zum Ausdruck kommt. Frauen kümmern sich ums Leben, legen Grundlagen, damit es überhaupt möglich ist.

Die Statistik und die mit ihr einhergehenden Gedanken passen zu einer anderen Beobachtung, die ich in diesen Tagen mache. Wenn sich Schweizer Bundesräte zu Wort melden, sind es ganz prominent auch die Bundesrätinnen, die als Vorsteherinnen ihrer Departemente  in dieser Krise vorangehen müssen. Ich bin dankbar, eine Regierung am Ruder zu wissen, wo Männer und Frauen zusammenarbeiten, natürlich mit ihren entsprechenden Fähigkeiten, aber eben auch mit ihrem Blick auf die Welt als Männer und Frauen.  Mag sein, dass unser demokratisches System ein wenig träge ist, aber die Tatsache, dass sie sich zusammenraufen, einen Konsens finden und geeint eine Strategie verfolgen müssen, bedeutet mir mehr als ein autoritäres Machtwort. Und der Fakt, dass 2020 endlich auch Frauen in den entscheidenden Gremien sitzen, transportiert genau diese Weisheit, die für die ausführenden Hände so wichtig ist, an diese Schaltstellen.

Ich lade dich ein, für die Verantwortungsträgerinnen und -träger zu beten – und insbesondere für all die Frauen, die täglich ganz direkt unsere Gesellschaft am Leben erhalten.